Fragebogen

Lippe historisch

Lippe blickt auf eine mehr als 800-jährige wechselvolle Geschichte der Eigenständigkeit zurück.

1123 wurde Bernhard I, Edelherr zu Lippe und Namensgeber des Landes, urkundlich erwähnt. 1185 wurde Lippe-Lippstadt durch Bernhard II gegründet, fünf Jahre darauf folgte Lemgo. Um 1190 wurde auch die Falkenburg bei Berlebeck errichtet, eine der wichtigsten lippischen Landesburgen, deren Ruine noch heute zu besichtigen ist. Im 13. Jahrhundert wurden die Städte Horn, Blomberg und Detmold gegründet. Detmold ist seit 1305 urkundlich belegt. 1323 gelang die Ausdehnung des Gebietes durch den Erwerb der Burg Varenholz, des Gogerichts Langenholzhausen und der Grafschaft Schwalenberg. Zu Beginn des 15. Jahrhunderts hatte das Land Lippe seine territoriale Kerngestalt erhalten.

1528 wurde Lippe unter Simon V. zur Grafschaft, der eine Verwaltungsstruktur im Land auf­baute. In dieser Zeit kam es zu relativem Wohlstand in Lippe, der durch die Wirtschaftsgüter Tuch, Wolle, Leinwand, Garn, sowie Korn und Vieh und nicht zuletzt durch das Salz aus Salzuflen entstehen konnte. Von dieser Blütezeit zeugen noch heute die prächtigen Bürger- und Bauernhäuser, sowie die Renaissanceschlösser in Detmold und Brake.

Im Zuge der Reformation, die sich in Lippe etwa ab 1520 auswirkte, mündete unter Betreiben Simon VI. die lutherische Reformation in eine „zweite Reformation“, der sich letztlich nur Lemgo, als lutherische Stadt, widersetzte. Aus der Kirchenordnung von 1684 ging die evan­gelisch-reformierte Lippische Landeskirche hervor, die sich bis heute ihre Eigenständigkeit bewahrt hat.

Im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) verpflichtete sich Lippe zur Neutralität. Dennoch konnten die häufig mit Gewalttaten und Plünderungen verbundenen Durchzüge von Truppen beider Kriegsparteien nicht verhindern werden. Der Krieg und die Pest (1625/26 und 1635-1637) hinterließen ein verwüstetes und verarmtes Land, dessen Bevölkerungszahl um mehr als ein Drittel, in den Städten sogar um mehr als die Hälfte, dezimiert worden war.

1747 übernahm Graf Simon August die Regierungsgeschäfte. In seiner 35-jährigen Regent­schaft erließ er wesentliche Haushalts-, Sozial- und Rechtsordnungen. Dies führte zu einer positiven Wende für die verarmte Bevölkerung und sanierte den Staatshaushalt des Landes. In dieser Zeit wurde auch die heutige Landes-Brandversicherungsanstalt gegründet. Im Jahr 1789 wurde Lippe der Fürstenbrief verliehen. Drei Jahre später bestieg Fürstin Pauline den Thron. Ihr Handeln brachte vor allem im Bereich der staatlichen Wohlfahrt weit reichende Entscheidungen; so entstand in ihrer Regierungszeit der erste Kindergarten Deutschlands. Im 19. Jahrhundert jedoch verkam Lippe zu einem Armenhaus, da die Grundversorgung der stetig wachsen­den Bevölkerung nicht mehr gewährleistet werden konnte. Zusätzlich wurde die traditionelle Leinenherstellung in Lippe durch die maschinelle Verarbeitung in anderen Regionen verdrängt. Aus dieser Notlage entstand die für Lippe typische Wanderarbeit. Vor allem die Lippischen Ziegler haben sich einen Namen gemacht.

Mit der Novemberrevolution 1918 endet die Ära der Fürsten und Leopold IV. musste abdanken. Die erste Landtagswahl erfolgte 1919, aus der die Sozialdemokraten unter der Führung Heinrich Drakes als klare Sieger hervorgingen. 1920 trat die Verfassung Lippes in Kraft, die den Status des Freistaates im Verband des deutschen Reiches sicherte. Der Sozialdemokrat Wilhelm Mellies wurde 1925 in den Lippischen Landtag gewählt, ein Jahr nach seinem Eintritt.1929 wurde er bereits mit nur 29 Jahren zum jüngsten Landtagspräsidenten der Weimarer Republik gewählt. Präsident des Landtages blieb er bis zum Februar 1933, bis die Nationalsozialisten auch in Lippe die Wahl für sich entschieden hatten.

Die ökonomischen und politischen Krisen der Weimarer Republik stürzten auch Lippe in eine finanzielle und vor allem sozialpolitische Krise. Dieses Klima begünstigte den Aufstieg rechter Parteien. Ab 1933 übernahmen die Nationalsozialisten auch in Lippe die uneingeschränkte Macht. Eines ihrer ersten Opfer war der sozialdemokratische Journalist Felix Fechenbach, der am 7.August 1933 ermordet wurde. Am 9.November 1938 („Reichskristallnacht“) wurden in fünf lippischen Städten Synagogen in Brand gesetzt, Geschäfte zerstört und Menschen jüdischen Glaubens wahllos verhaftet. Die letzten lippischen Juden wurden 1942 in Vernichtungslager deportiert.

Die Städte Lippes überstanden, abgesehen von Lage, den zweiten Weltkrieg fast unbeschadet.

Nach Ende des Krieges setzte die britischen Militärregierung Heinrich Drake als kommissarischen Landespräsidenten ein, dessen dringlichste Aufgabe die Wiederherstellung der Grundversorgung der Bevölkerung war.

Mit der Neuordnung der Länder wurde auch Lippe unter dem Druck der englischen Besatzer in das neu geschaffene Land Nordrhein-Westfalen eingegliedert. 1947 trat Lippe schließlich NRW bei. Dies erfolgte auf Grundlage der berühmten „Lippischen Punktationen“, die dem Land weit reichende Vorteile gebrachte haben und deren sichtbarstes Ergebnis bis heute der lippische Landesverband ist. Die über 800jährige Eigenständigkeit der Lipper wird heute noch durch die Lippische Rose im Landeswappen dokumentiert.

1969/70 erfolgte im Zuge der Gemeindereform die Neugliederung der Gemeinden in den Kreisen Lemgo und Detmold. Aus ehemals 168 selbstständigen Städten entstanden 16 Städte und Gemeinden. 1973 wurde abschließend aus den Kreisen Detmold und Lemgo der Kreis Lippe gebildet; die Kreisverwaltung hat ihren Sitz bis heute in Detmold. Seit 1990 kann man die Lipper auch auf der Straße anhand ihres KFZ-Kennzeichens identifizieren, das alte DT wurde abgelöst vom neuen LIP.